Patinnen, Namen und die moderne Schiffstaufe
Während die ursprüngliche Schiffstaufe spirituelle Sicherheit versprach, sind heutige Taufzeremonien häufig repräsentative Inszenierungen. An der Schnittstelle von Tradition und Öffentlichkeit steht eine zentrale Figur: die Schiffspatin.
Die Rolle der Schiffspatin
Historische Entwicklung der Patenschaft

Die Tradition, eine Patin für ein Schiff zu haben, reicht bis in die frühen Tage des Schiffbaus zurück. Patinnen wurden in der Regel aus der wohlhabenden und einflussreichen Klasse ausgewählt. Ihre Aufgabe war es, das Schiff und seine Besatzung vor der Jungfernfahrt zu segnen. Die Tradition der Patenschaft lässt sich besonders auf die Wikinger zurückführen, die tief verwurzelte Überzeugungen an göttliche Intervention und Segen hatten. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in Europa die Praxis, dass eine Frau, oft von adliger Herkunft oder gesellschaftlicher Bedeutung, als Schiffssponsorin fungierte, woraus der Begriff „Godmother“ (Patin) entstand. Die erste identifizierte weibliche Sponsorin in den Vereinigten Staaten wurde im 19. Jahrhundert ernannt. Queen Elizabeth II. gilt möglicherweise als die erste wahre „Godmother“ eines modernen Ozeanliners. Die Entwicklung der Rolle der Patin spiegelt veränderte soziale Strukturen und die zunehmende symbolische Bedeutung von Frauen in maritimen Traditionen wider, die oft als Glücks- und Schutzfiguren angesehen werden. Anfänglich lag der Fokus auf der Einholung von Segen von mächtigen Persönlichkeiten. Mit dem Wandel der Gesellschaft wurde die Rolle formalisiert, und Frauen aus prominenten Familien wurden ausgewählt, um dem Schiff Glück zu bringen. Dies könnte mit kulturellen Assoziationen von Frauen als nährende und schützende Wesen zusammenhängen.
Beispiele unserer Bootsbeschriftungen:
Die symbolische Rolle und Verantwortlichkeiten in modernen Zeremonien

Heutzutage wählen viele Kreuzfahrtgesellschaften Prominente oder andere hochkarätige Persönlichkeiten als Patinnen für ihre neuesten Schiffe. Die zeremonielle Rolle umfasst das Zerbrechen einer Champagnerflasche am Schiffsrumpf. Oft geht die Rolle über die Zeremonie hinaus und umfasst Marketing- und Werbeaktivitäten. Moderne Patinnen übernehmen häufig eine Botschafterfunktion, repräsentieren die Kreuzfahrtgesellschaft in der Öffentlichkeit und stehen im Einklang mit deren Werten. Es wird angenommen, dass weibliche Energie Glück und Schutz bringt. Die moderne Rolle der Patin hat sich von einem rein symbolischen Segnungsakt zu einer Funktion mit Öffentlichkeitswirksamkeit und Markenrepräsentation entwickelt, wobei der Prominentenstatus der ausgewählten Personen genutzt wird. In der heutigen Gesellschaft dient die Auswahl einer Patin oft einem doppelten Zweck: der Aufrechterhaltung des traditionellen Segens und gleichzeitig der Generierung von Medienaufmerksamkeit sowie der Verbesserung des Schiffsimages. Dies spiegelt die zunehmende Kommerzialisierung der Kreuzfahrtindustrie wider.
Beispiele bemerkenswerter Schiffspatinnen
Es gibt zahlreiche Beispiele berühmter Schiffspatinnen, darunter Audrey Hepburn, die 1989 die Star Princess taufte und damit als erste große Schauspielerin eine Kreuzfahrt taufte. Tinker Bell war die Patin der Disney Wonder (1999) – die erste Fee und die erste animierte Patin. Sophia Loren war Patin der MSC Lirica und der MSC Opera in den Jahren 2003 und 2004. Helen Mirren taufte die P & O Ventura im Jahr 2008. Weitere bekannte Patinnen sind Jennifer Lopez für Virgin Voyages, Oprah Winfrey für die New Statendam und Mariah Carey für die Disney Fantasy. Queen Elizabeth II. war eine sehr bekannte Patin und taufte unter anderem den nach ihr benannten Oceanliner Queen Elizabeth 2 im Jahr 1969. In einigen Fällen wurden auch Gruppen von Frauen als Patinnen ausgewählt, um eine Stadt oder gemeinsame Werte zu repräsentieren, wie etwa fünf Frauen aus Liverpool, die als Patinnen der neuen MSC Liverpool fungierten.
Patin:
Audrey Hepburn
Schiff:
Star Princess
Jahr: 1989
Grund:
Erste große Schauspielerin, die ein Kreuzfahrtschiff taufte
Patin:
Tinker Bell
Schiff:
Disney Wonder
Jahr: 1999
Grund:
Erste Fee und animierte Figur als Patin
Patin:
Sophia Loren
Schiff:
MSC Lirica & Opera
Jahr: 2003 & 2004
Grund:
Italienische Ikone
Patin:
Helen Mirren
Schiff:
P&O Ventura
Jahr: 2008
Grund:
Bekannte Schauspielerin
Patin:
Queen Elizabeth II
Schiff:
Queen Elizabeth 2
Jahr: 1969
Grund:
Namensgeberin des Schiffs, ikonische Figur
Patin:
Jennifer Lopez
Schiff:
Virgin Voyages
Jahr: –
Grund:
Prominente Persönlichkeit
Patin:
Oprah Winfrey
Schiff:
New Statendam
Jahr: 2018
Grund:
Prominente Persönlichkeit
Patin:
Mariah Carey
Schiff:
Disney Fantasy
Jahr: 2012
Grund:
Prominente Persönlichkeit
Patin:
Melanie Chisholm u.a.
Schiff:
MSC Liverpool
Jahr: 2024
Grund:
Repräsentierten die Stadt Liverpool
Patin:
Sally Gunnell OBE
Schiff:
Ambience
Jahr: 2022
Grund:
Britische Athletin und Olympiasiegerin, verkörpert Gesundheit und Wohlbefinden
Patin:
Shirley Robertson OBE
Schiff:
Ambition
Jahr: 2023
Grund:
Seglerin und Olympiasiegerin, verkörpert Erkundung und Widerstandsfähigkeit
Beispiele unserer Bootsbeschriftungen:
Die Bedeutung von Schiffsnamen
Die Tradition, Schiffe nach Göttinnen zu benennen, um Schutz zu erbitten, reicht weit in die Antike zurück. Später wurden viele Schiffe nach Königinnen und Prinzessinnen benannt, bis hin zur Praxis, sie nach wichtigen Frauen im Leben des Eigners zu benennen. Verschiedene Erklärungsansätze führen die weibliche Namensgebung darauf zurück, dass Schiffe vermeintlich nährende Eigenschaften besitzen, dass die historische Kontrolle meist männlich war und Seeleute dadurch eine persönliche weibliche Verbindung zu ihrem Schiff entwickelten, sowie auf das lateinische Wort „navis“, das weiblich ist. Heutzutage erlebt diese weibliche Namenskonvention einen Rückgang: Schiffe werden zunehmend nach Städten, Blumen oder Tieren benannt.
In zivilen Gewässern entscheidet der Eigentümer über den Schiffsnamen, während im militärischen Bereich feste Protokolle gelten. In der US-Marine beispielsweise schlägt der Marineminister auf Anweisung des Präsidenten Namen vor, gemäß den vom Kongress festgelegten Richtlinien. Schlachtschiffe tragen üblicherweise Namen von Bundesstaaten, Kreuzer werden nach Städten benannt, Zerstörer ehren Marinehelden. Das Naval History and Heritage Command liefert Empfehlungen und achtet darauf, dass bei Schiffen, die nach Personen benannt sind, traditionell eine lebende, direkte weibliche Nachkommin als Patin ausgewählt wird. Zugleich ist ein moderner Trend erkennbar, bei neuen Schiffen von hergebrachten Schemata abzuweichen und lebende Persönlichkeiten in anderer Weise zu würdigen.
Ob aus historischen, familiären oder symbolischen Gründen – der Name eines Schiffs bleibt mehr als bloße Kennzeichnung. Er ist Ausdruck von Identität, Erinnerung und manchmal auch Marketing. Doch während sich viele Aspekte der Schiffstaufe modernisiert haben, existieren weiterhin Rituale und Überzeugungen, die tief in alten Traditionen verwurzelt sind.
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