Schiffstaufen weltweit – Rituale, Bedeutungen und Besonderheiten

Ob mit Champagner, Kokosnuss oder silberner Axt – rund um den Globus haben sich unterschiedliche Formen der Schiffstaufe herausgebildet. Je nach kulturellem, religiösem oder gesellschaftlichem Kontext spiegeln diese Zeremonien lokale Weltbilder und Werte wider. Dabei stehen oft nicht nur Schutz und Glück im Fokus, sondern auch Stolz, Zugehörigkeit und Status.

Ein faszinierendes Beispiel dafür ist der tief verwurzelte Aberglaube rund um das Umbenennen eines Schiffs.


Aberglaube und Umbenennungen – Der Name als Schicksalsträger

Ein weitverbreiteter maritimer Aberglaube besagt, dass das Umbenennen eines Schiffes Unglück bringt. Deshalb existieren aufwendige Umbenennungszeremonien, bei denen der alte Name erst aus dem sogenannten „Ledger of the Deep“ – dem imaginären Buch der Meere – gestrichen und die Meeresgötter um Verzeihung gebeten werden.

Dieser Brauch verdeutlicht den tief verwurzelten Glauben an die schicksalhafte Kraft eines Schiffsnamens und verbindet alte religiöse Vorstellungen mit maritimer Folklore. In vielen Regionen der Welt stehen solche Rituale exemplarisch für das Bedürfnis, ein Schiff in eine symbolische Ordnung der Dinge einzugliedern – ob spirituell, mythologisch oder kulturell.

Bootstaufe als PR-Event

Moderne Varianten & Naming Ceremonies

In der heutigen Zeit haben sich viele Schiffstaufen vom religiösen Ritus zur säkularen Inszenierung gewandelt. Einige Reedereien unterscheiden zwischen einer technischen Taufe auf der Werft und einer medienwirksamen Naming Ceremony vor Publikum.

Diese Veranstaltungen folgen häufig einem strikten PR-Drehbuch: Musik, prominente Taufpatinnen, Livestreams, Feuerwerk. Der Begriff „Christening“ wird dabei zunehmend durch „Naming Ceremony“ ersetzt – ein sprachlicher Hinweis auf den Wandel von Spiritualität zu Repräsentation.

Zudem gibt es moderne Abweichungen vom klassischen Rollenbild: männliche Paten, Gruppenpatenschaften oder Sponsoren-Teams, die nicht symbolisch, sondern wirtschaftlich begründet sind.


Ungewöhnliche regionale Eigenheiten heute

Land / RegionRitualBesonderheit
Indien 🇮🇳Puja-ZeremonieWidmung an eine Gottheit, Zerbrechen einer Kokosnuss
Japan 🇯🇵Silberne AxtGlücksbringer, vertreibt böse Geister
Kanada 🇨🇦Indigene RitualeSpirituelle Begrüßung durch First Nations
Spanien 🇪🇸Día de Santiago ApóstolBootprozession zu Ehren des Schutzpatrons der Fischer
Kolumbien 🇨🇴Meeresfestival in Santa MartaSchiffstaufen im Rahmen von Volksfesten
USA 🇺🇸Prohibition-EffektVerwendung von Apfelwein, Wasser oder Traubensaft
USA / DisneyTinker Bell als PatinErste „animierte Patin“ (Disney Wonder 1999)

Militärische Spezialformen

Bootssegnung in Indien - Symbolbild
Bootssegnung in Indien – Symbolbild

Militärische Schiffstaufen folgen besonders formellen Protokollen. Traditionell unterscheidet man zwischen:

  • dem Stapellauf (Launch), oft mit prominenter Sponsorin, Sektflasche, Musik, Kanonensalut
  • der Indienststellung (Commissioning), die das Schiff offiziell in den aktiven Dienst überführt

Besondere militärische Praktiken:

  • Glockentaufe von Babys: Kinder von Besatzungsmitgliedern werden unter oder in der Schiffsglocke getauft; deren Namen werden in die Glocke graviert (Royal Navy, US Navy)
  • HMS Alexandra (19. Jh.): Wiedereinführung religiöser Liturgie
  • Politische Taufen: z. B. USS Arkansas mit Empfang für die „Little Rock Nine“

Bemerkenswerte Taufen & Zwischenfälle

  • USS Constitution („Old Ironsides“) 🇺🇸 – Die 1797 getaufte „Constitution“ ist das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt. Ihre Taufe markierte den Beginn einer offiziellen amerikanischen Marinetauftradition.
  • USS Maine – Die mit Champagner getaufte USS Maine explodierte 1898 im Hafen von Havanna. Die Tragödie wurde zum Auslöser des Spanisch-Amerikanischen Krieges.
  • Titanic – Als Zeichen technischer Überlegenheit wurde auf eine Taufzeremonie verzichtet. Ironischerweise gilt das als schlechtes Omen in der Seefahrt – und ihr tragisches Schicksal ist weltbekannt.
  • Queen Mary (1934) – Beim Stapellauf der RMS Queen Mary erzeugte ihre Wasserverdrängung eine so große Welle, dass mehrere Menschen am Kai verletzt wurden. Dennoch wurde die Zeremonie als Triumph gefeiert.
  • Principessa Jolanda (1907) – Das italienische Passagierschiff kenterte unmittelbar nach dem Stapellauf. Der Schiffsrumpf war zu schwer und nicht ausbalanciert – ein Lehrstück in Sachen Konstruktion und Demut.
  • Champagnerkrieg – Ein Prestige-Duell zwischen Reedereien: In einem Fall wurde die teure Champagnerflasche heimlich gegen eine billigere ausgetauscht, was später öffentlich wurde – ein PR-Debakel, das Taufrituale als mediale Bühne entlarvte.

Fazit

Die Schiffstaufe ist längst mehr als ein nautisches Ritual. Sie erzählt vom Verhältnis des Menschen zur See – als Ort des Aufbruchs, der Unsicherheit und des Stolzes. Und vom Versuch, all das in ein symbolisches Ereignis zu fassen, das Glück, Schutz und Bedeutung verspricht – unabhängig davon, ob mit Äxten, Gebeten oder Champagner.


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